Sanierung und Neubau am Schloss Löbichau vereinen modernen Pflegebetrieb mit Denkmalschutz

24. Mai 2008

Löbichau. Der Schlosskomplex in Löbichau wird in den kommenden zwei Jahren komplett umgebaut: In Regie der Schmöllner Heimbetriebsgesellschaft wird das historische Schlossgebäude, das genau wie die angrenzende Rossvilla und das Stiftsgebäude als Alten- und Pflegeheim genutzt wird, umfassend saniert. Zu diesem Zweck ist es auch notwendig, bestimmte Teilgebäude abzureißen und neu zu errichten. Für das Großprojekt, das Denkmalschutz und moderne Pflege vereint, sollen insgesamt 7,1 Millionen Euro investiert werden. Über das Vorhaben, den aktuellen Stand der Planung sowie den Umzug der derzeitigen Bewohner berichten die Geschäftsführerin der Schmöllner Heimbetriebsgesellschaft mbH Gabriele Matzulla und Landrat Sieghardt Rydzewski im Interview.

Schon im Herbst 2008 soll mit den Arbeiten begonnen werden. Was lässt sich zum derzeitigen Stand der Arbeiten sagen?

Gabriele Matzulla: Wir sind momentan in der vierten von neun Planungsphasen. Die Konzeption des Architekturbüros hat nun detailliert Gestalt angenommen, Fachplaner aus den Bereichen Elektro, Heizung, Lüftung, Sanitär, Statik und Brandschutz sind ebenfalls einbezogen. Die Entwurfsplanung ist nun präzisiert und das Genehmigungsverfahren vorbereitet. Am Ende dieser Phase steht die Kostenschätzung, auf der dann alles Weitere aufbaut.

Das Portal als Blickfang des Schlosses wird laut Planung erhalten und saniert. Am Stiftsgebäude wird eine Etage abgetragen. Gleiches gilt auch für die Rossvilla, die dann neu errichtet wird. Warum sind Teilabrisse und Neubau notwendig?

Die Prüfungen der Planer ergaben, dass eine Sanierung im Gebäudebestand für 80 Heimplätze nicht realisierbar ist, wenn man die Heimmindestbauverordnung einhalten will. Die Fläche, die zur Verfügung steht, reicht nicht aus und die unterschiedlichen Geschosshöhen sind nicht zu überbrücken. Aus diesem Grund wurde mit den Denkmalschutzbehörden ein Teilabriss vereinbart.

Das Schloss Löbichau ist ein Bau- und Kulturdenkmal nach dem Thüringer Denkmalschutzgesetz, dementsprechend gab es ein besonderes Spannungsfeld.

Das stimmt. Wir haben in zahlreichen Beratungen und Gesprächen versucht, dieses Spannungsverhältnis zwischen einem modernen Pflegebetrieb und einem denkmalgeschützten Gebäude aufzulösen. Die Untere Denkmalschutzbehörde und das Landesamt für Denkmalpflege wurden frühzeitig einbezogen. Zwischen mehreren Planungsvarianten musste ein Kompromiss gefunden werden, mit dem nun aber alle Beteiligten zufrieden sind.

Warum wird das Schloss so aufwendig saniert und nicht ein Pflegeheim an anderem Standort neu gebaut?

Diese Entscheidung ist vom Kreistag und den Ausschüssen ganz bewusst getroffen worden. Rein von der Wirtschaftlichkeit wäre es sicher günstiger, einfach ein neues Heim zu bauen. Aber es geht ja darum, ein geschichtsträchtiges Ortsbild zu erhalten und damit auch die Attraktivität der Gemeinde und unseres Landkreises zu erhöhen. Es ist eine Maßnahme des aktiven Denkmalschutzes. Das Objekt wird nach dem historischen Vorbild saniert, beispielsweise wird der Stift optisch in den Zustand von 1907 versetzt.

Was genau soll am Standort Löbichau in den zwei Jahren Bauzeit alles passieren?

Für das Schloss und die Rossvilla werden Ersatzneubauten entstehen, in denen das erforderliche Raumkonzept für ein modernes, barrierefreies und zukunftsorientiertes Altenpflegeheim umgesetzt werden kann. Schwerpunktmäßig wollen wir künftig vor allem Demenzkranke betreuen.

Das Stiftsgebäude wird in seiner Substanz saniert und in den neuen Komplex eingegliedert. Die Geschosse werden angeglichen, so dass nur zwischen den Ersatzneubauten und dem Stiftsgebäude Aufzüge gebraucht werden. Erste Abstimmungen zu den Grundrissen mit der Heimaufsichtsbehörde sind bereits erfolgt. Für das kommende Jahr ist außerdem geplant, den Park im alten englischen Stil wiederherzustellen. Dazu laufen erste Planungen.

Wie haben Angehörige und Bewohner auf die Pläne und die damit verbundenen Umzüge reagiert?

Wir haben alle Mitarbeiter, Bewohner und Familien umfassend bei einer Belegschaftsversammlung und einem Angehörigennachmittag informiert. Die 80 Frauen und Männer, die wir betreuen, werden Anfang September nach Tannenfeld umziehen. Die Räumlichkeiten und das Umfeld dort können Pflege auf dem gleichen Niveau gewährleisten. Alle haben äußerstes Verständnis gezeigt. Die Angehörigen sind mit der Pflegeleistung sehr zufrieden und finden es nur richtig, dass die Bedingungen im Gebäude optimiert werden.

Herr Rydzewski, wer realisiert jetzt die Umsetzung der anstehenden Maßnahmen?

Die weiteren Planungsleistungen werden europaweit ausgeschrieben, da der Leistungsumfang dies so vorschreibt. In der Folge werden dann die einzelnen Bauleistungen in Einzellosen ausgeschrieben, so dass viele einheimische Firmen die Chance haben, die entsprechenden Aufträge zu erhalten. Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, aus genau diesen Gründen das Projekt an keinen Generalauftragnehmer zu vergeben.

Vielen Dank für das Interview!