Architekturbüros entwickeln das neue Stadtgeschoss weiter

22. Dezember 2023

Mit der Sanierung des Lindenau-Museums geht auch eine Neukonzeption der Ausstellungsräume einher.

Die Sanierung des Altenburger Lindenau-Museums läuft auf Hochtouren. Im Februar 2023 wurde die Entscheidung des Bewertungsgremiums hinsichtlich der Entwurfsideen für den Eingangsbereich des Museums vorgestellt. Seitdem haben die Architekturbüros Kummer Lubk + Partner Erfurt und Hoskins Architects Berlin miteinander an der Weiterentwicklung des neuen Stadtgeschosses gearbeitet. Während einer öffentlichen Informationsveranstaltung Mitte November im Landratsamt gaben die Büros zusammen mit den Gewerken Auskunft über den aktuellen Stand.

Architektur

Das symmetrische Stadtgeschoss erlaubt einen barrierefreien Zugang, ohne den Charakter der bestehenden Fassade in Frage zu stellen. Zugleich bildet es eine solide Basis für das Museum. Die klare Adressbildung wird verstärkt, indem es zur Wettinerstraße hin nur eine Öffnung im massiv anmutenden Anbau gibt. Diese Öffnung liegt zentral und ist umrandet von Außenwänden, die die Gliederung des Mittelrisalits aufnehmen. Durch die geschwungene äußere Form bettet sich das Stadtgeschoss in den umgebenden Schloss-park ein und kann diesen mit einer begrünten Terrasse als gestaltete Freifläche fortsetzen. Seitliche Öffnungen an der Ost- und Westfassade stellen eine Sichtbeziehung zur umliegenden Parkanlage her.
Die Ablösung von der Bestandsfassade durch Lichthöfe bietet zusätzliche Belichtung für den Innenraum und formuliert eine klare Trennung zwischen Alt und Neu. Eine neue Treppe führt Gäste in einer geraden Linie hoch bis zum Oktogon und zum Kunsterlebnis. Die gewünschte Einheit von Museum und Kunstschule im Stadtgeschoss bleibt dadurch erhalten, beide wirken sichtbar und niederschwellig in den Park- und Stadtraum hinein.

Freiraum

Die Dachfläche des Stadtgeschosses wird als begehbare und bepflanzte Terrasse ausgebildet. Von der Parkseite her führen beidseitig des Museums barrierefreie Wege – in einem eleganten Schwung und von Pflanzflächen gerahmt – auf die Nordseite des Gebäudes. Hier, vor dem Mittelrisalit des Museums mit seiner Freitreppe, entsteht eine Aufenthaltsfläche mit Sitzgelegenheiten entlang der seitlichen Pflanzflächen. Konzeptionell wird die Terrasse als Erweiterung des Schlossparks angesehen: Topographie und Wiesenflächen des Parks werden thematisch aufgegriffen, jedoch auf dem künstlichen Standort der Terrasse als leicht modellierte, mit Ziergräsern bepflanzte Flächen gestalterisch verfremdet. Eingestreute Frühjahrsblüher oder Tuffs aus Stauden ergänzen die Bepflanzung mit Gräsern um einen farbigen Aspekt.

Materialität

Um sich einer finalen Entscheidung zur Materialität anzunähern, wurden durch das Planungsteam Kriterien formuliert, die das Material erfüllen sollte: Diese berücksichtigten Gestaltungs-, Nachhaltigkeits-, technische, realisierbare und wirtschaftliche Aspekte. Anhand dieser Kriterien wurde die Machbarkeit von Stampflehm geprüft. Als Teil der Untersuchung wurde ein Referenzprojekt „Lehmbau“ besucht (Besucherzentrum am Ringheiligtum Pömmelte) und es wurden Erfahrungen mit den dortigen Projektbeteiligten ausgetauscht. Im Ergebnis zeigten sich einige Herausforderungen des Materials Lehm wie etwa: Verfügbarkeit, Trocknungszeiten, Qualitätssicherung, geeignete Firmen, nicht hinreichend vorliegende Zulassungen und vor allem eine verlängerte Planungszeit.
Parallel dazu wurden alternative Baustoffe untersucht, um durch die Entscheidungskriterien eine Vergleichbarkeit herzustellen. Untersucht wurden verschiedene regionale Natursteine, aber auch Beton. Im Ergebnis zeigte sich, dass Dolomit, ein mittelfester Kalkstein, für das Projekt die beste Eignung aufgrund aller Entscheidungskriterien aufweist. Um den gewünschten Eindruck einer Erdverbundenheit überzeugend darstellen zu können, wurde eine selbsttragende Natursteinfassade mit einer horizontalen Betonung gewählt, die die notwendigen wärmetechnischen Anforderungen und statischen Kennwerte erfüllt.

Ausstellungsgestaltung

Mit der Sanierung des Gebäudes geht eine komplette Neukonzeption der Ausstellungs- und studioRäume einher. Das „neue“ Lindenau-Museum wird aus einer Vielzahl von unterschiedlichen interaktiven und partizipativen Elementen, verteilt über alle Etagen, bestehen. Ganz im Sinne des Stifters Bernhard August von Lindenau kommt dem studio eine besondere Bedeutung zu. Dies wird im gesamten Ausstellungsrundgang durch Einblicke und Verschränkungen sichtbar.
Den Auftakt bildet das neugeschaffene Stadtgeschoss. Es vereint wichtige Funktionen wie einen großzügigen Empfangs- beziehungsweise Kassenbereich, die Garderoben und einen Museumsshop sowie Sitzgelegenheiten und Aufenthaltsflächen. Außerdem befindet sich hier die Keramikwerkstatt des studios. Die hier stattfindenden Kurse und Veranstaltungen sind durch eine transparente Raumtrennung bereits im Foyer erlebbar.