Der Verkehr rollt auf der Ortsumgehung Gößnitz

5. Oktober 2012

Altenburg/Gößnitz. Der Leierkastenmann spielte unaufhörlich und sorgte für beste Stimmung. Bratwurstduft lag in der Luft. Frohe Gesichter, wohin man sah - Volksfestatmosphäre. Mehr als 300 Bürgerinnen und Bürger feierten - sie feierten ihre Ortsumgehung Gößnitz. Fast zwanzig Jahre lang hatten sie auf den Straßenneubau gewartet. Seit dem 1. Oktober rollt auf der Ortsumgehung Gößnitz der B 93 der Verkehr. Der Schwerlastverkehr fährt nun an Gößnitz vorbei; die kleine Pleißestadt wird damit merklich entlastet.

Neben vielen Einwohnern von Gößnitz und Saara waren auch zahlreiche Ehrengäste zum Knotenpunkt Gößnitz-Nord der B 93 gekommen. Allen voran Christian Carius, Minister für Bau, Landesentwicklung und Verkehr des Freistaates Thüringen, die Bundestagsmitglieder Volkmar Vogel und Frank Tempel, Marcus Elsing, Referatsleiter im Bundesministerium für Verkehr, die Vizepräsidentin des Thüringer Landtages Dr. Birgit Klaubert und Landrätin Michaele Sojka. Symbolisch durchtrennten sie gemeinsam das quer über die Bundesstraße 93 gespannte schwarz-rot-goldene Band, um die Straße offiziell für den Verkehr freizugeben. 31 Millionen Euro kostete der gesamte Straßenbau, der mit 28,4 Millionen Euro von der Bundesrepublik Deutschland, mit 1,8 Millionen Euro vom Freistaat Thüringen und mit 900.000 Euro vom Landkreis Altenburger Land finanziert wurde. Was lange währt wird gut - diese Weisheit bewahrheitete sich einmal mehr, denn die ersten Planungen der Ortsumgehung liegen fast zwei Jahrzehnte zurück. Das erhöhte Verkehrsaufkommen und der schlechte Straßenzustand hatten zu beinahe unerträglichen Belastungen für die Bevölkerung von Gößnitz geführt. Damals gingen die Menschen sogar auf die Straße, demonstrierten für eine Ortsumgehung, weil sie den Lärm und die Staub- und Abgasbelastung nicht mehr ertragen konnten und weil sie die ständige Unfallgefahr vor Augen hatten, die von den Lastkraftwagen in der engen Stadt ausgingen. Das ist nun Vergangenheit und darüber zeigte sich vor allem der Gößnitzer Bürgermeister Wolfgang Scholz mehr als froh: „Eines der wichtigsten Verkehrsprojekte der letzten Jahre hat heute seinen glücklichen Abschluss gefunden. Die eng befahrene Innenstadt von Gößnitz stand kurz vor dem Verkehrsinfarkt. Jetzt wird endlich Ruhe einkehren. Unsere Kinder und alle Gößnitzer werden endlich deutlich weniger vom Durchgangsverkehr gefährdet sein. Ich bin mir sicher, auch alle Nutzer der neuen Umgehungsstraße werden von dieser Investition profitieren. Ihnen allen eine stets unfallfreie Fahrt“, so Wolfgang Scholz.

Obwohl die Bundesstraßenverwaltung Planungsträger der Baumaßnahme war, forderte die Planungsphase auch von der Altenburger Kreisverwaltung höchste Konzentration. Bernd Wenzlau, Leiter des Fachbereiches Schulen, Gesundheit und Bauen im Altenburger Landratsamt, erklärt warum: „Der Bundesstraßenverwaltung waren im Zuge der Planung einige Verknüpfungspunkte mit dem untergeordneten Straßennetz abhanden gekommen. Zur Ortsumgehung Gößnitz schloss sich nördlich zusätzlich die Ortsumgehung Löhmigen an. Die Anschlüsse aus dem vorhandenen Straßennetz waren reduziert auf die Ausschwenkungen nördlich und süd-lich der vorhandenen Trasse der B 93, jeweils zwei bis drei Kilometer entfernt vom Stadtzentrum. Damit war der transportlogistische Schwerpunkt, das Fahrzeugumschlagzentrum im Norden von Gößnitz, „abgehängt“ und es bestand die Gefahr, dass von dort ausgehende Autotransporte weiterhin durch die Innenstadt fahren würden“, so Bernd Wenzlau. Der Landkreis und die Stadt Gößnitz suchten in Gesprächen mit den Verantwortlichen im Straßenbauamt und im Ministerium nach Möglichkeiten, den wichtigen Knoten Gößnitz-Nord doch noch mit bauen zu können, den jedoch der Bund nicht finanzieren würde. Schließlich wurde dafür eine Lösung zwischen dem Freistaat Thüringen und dem Landkreis gefunden und eine Finanzierungsvereinbarung geschlossen. „Und um den Straßenbau im Gebiet der Gemeinde Saara abzurunden, wurde die Kreisstraße 513 zwischen der B 93-alt und der Ortslage Goldschau vom Landkreis gleich noch mit geplant und ausgebaut“, erklärt Wenzlau weiter.

B 93 Ortsumgehung Gößnitz und Ortsumgehung Löhmigen

  • Anmeldung des vordringlichen Bedarfs beim Bund: 1990
  • Erste Trassenuntersuchungen: 1992
  • Planfeststellung: 2007
  • Baubeginn: September 2009
  • Länge der Hauptstrecke: 5,7 Kilometer
  • Anzahl der gebauten Brücken: 7
  • Verkehrsaufkommen: ca. 12.000 Fahrzeuge pro Stunde; davon 10 Prozent Schwerlastverkehr