Lindenau-Museum kauft Künstlerbuch von Gerhard Altenbourg an

10. Dezember 2015

Altenburg. Manchmal gibt es sie doch noch: Wunder. Auch wenn das Lindenau-Museum Altenburg den weltweit größten Werkbestand des Künstlers Gerhard Altenbourg (1926-1989) sein eigen nennt, fehlte doch etwas: Eines der handgeschriebenen und eigenhändig konzipierten Künstlerbücher des Meisters. Weder im von der Stiftung Gerhard Altenbourg betreuten Nachlass des Künstlers noch im umfangreichen Werkbestand Altenbourgs im Lindenau-Museum befand sich eines der seltenen Buch-Unikate. Diese Lücke konnte nun dank der großzügigen Unterstützung durch die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und die Sparkasse Altenburger Land geschlossen werden. Aus Privatbesitz wurde eines von nur zwölf handgeschriebenen und gezeichneten Künstlerbuch-Unikaten von Gerhard Altenbourg erworben und dem Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.

„Salutation“ ist das kleinste und schmalste der vollendeten Künstlerbücher Gerhard Altenbourgs und dennoch eine ganz besondere Rarität: Von den zwölf Künstlerbüchern sind nur zwei dezidiert für befreundete Personen vom Künstler geschaffen worden: das eine für den Dresdner Freund „Dottore“, Kinderarzt, Künstler und eine wichtige Person im Dresdner Kunstleben bis zu seiner Ausreise nach Westdeutschland. Dieses Buch befindet sich in Privatbesitz. Das zweite Buch – eben Salutation – wurde „geschaffen als Huldigung für Frau Eva Schwalbe“, wie Gerhard Altenbourg selbst am Ende des Buches auf Seite 20 schreibt. Es entstand im Jahr 1960 und enthält 12 farbenfrohe und zauberhaft „leichte“ Aquarelle sowie acht von Altenbourg verfasste Gedichte. Die Widmungsträgerin stammte aus Merseburg und verließ mit ihrer Familie vier Wochen vor dem Mauerbau die Heimat, um sich in der Nähe von Augsburg anzusiedeln. Der Kontakt zwischen Eva Schwalbe und Gerhard Altenbourg wurde durch Briefe fortgeführt, im Laufe der Zeit jedoch loser. Doch konnte die Freundin Kunstwerke auf Ausstellungen und nach München vermitteln. Ihre Briefe an Gerhard Altenbourg haben sich im Nachlass erhalten.

Gerhard Altenbourg schuf neben den zwölf handgezeichneten und geschriebenen Künstlerbuch-Unikaten auch neun gedruckte Künstlerbücher mit Lithographien und Holzschnitten, darunter eines der bedeutendsten Künstlerbücher des 20. Jahrhunderts „Wund-Denkmale“. Der Kunsthändler Dieter Brusberg gab zudem in den 1980er Jahren drei Mappen mit Kaltnadelradierungen heraus, die jedoch weder Titelblatt noch Texte enthalten. Weitere zehn Unikate sind eher Skizzen- und Ideenbücher, enthalten teilweise keine Texte und befinden sich seit 2012 im Dresdner Kupferstich-Kabinett, wohin Dieter Brusberg sie verkaufte, nachdem er sie von der Schwester des Künstlers teils geschenkt erhalten hatte.

Vor diesem Hintergrund ist Salutation – das dritte Künstlerbuch überhaupt von Gerhard Altenbourg – eine große Besonderheit und das Lindenau-Museum ist glücklich, dass dieses Buch aus Privatbesitz erworben werden konnte und damit wieder der Öffentlichkeit zur Verfügung steht.

Sowohl die Aquarelle als auch die Gedichte in Salutation sind „typisch Altenbourg“ und so wird durch diese Neuerwerbung der Altenbourg-Bestand auf wunderbare Weise ergänzt und abgerundet.

Angelika Wodzicki,
Lindenau-Museum Altenburg