Was brauchen Familien, um im Altenburger Land gut leben zu können?

4. Dezember 2018

Auswertung zur Familienbefragung im Altenburger ...

Altenburg. Anfang des Jahres 2018 startete das Landratsamt Altenburger Land eine Befragung von Familien im Landkreis. Damit sollte herausgefunden werden, welche Unterstützung Familien brauchen, um im Altenburger Land gut leben zu können. Nun hat das Landratsamt eine Auswertung vorgelegt.

Insgesamt sind 1011 auswertbare Fragebögen beim Landratsamt eingegangen. Die Ergebnisse geben eine erste Orientierung, in welchen Bereichen Familien im Altenburger Land einen besonderen Unterstützungsbedarf haben. Zudem bieten die Ergebnisse Grundlagen für weiterführende Befragungen, um regional oder zielgruppenspezifisch konkretere Bedürfnisse ermitteln zu können. Durchschnittlich erhielt der Landkreis in den vier Bereichen „Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Mobilität“, „Bildung und Freizeit“, „Information und Beratung“, „Wohnumfeld und Lebensqualität“ die Note 3. Den besten Notendurchschnitt gab es dabei beim Thema „Wohnumfeld und Lebensqualität“ mit einer Durchschnittsnote von 2,75. Die schlechteste Bewertung erhielt der Landkreis im Bereich „Bildung und Freizeit“. Im Durchschnitt lag die Bewertung hier bei 3,31.

Im Themenbereich der „Vereinbarkeit Familie und Beruf, Mobilität“ sollten die Bedingungen für Familien in den Blick genommen werden, die Verantwortung für die Erziehung von Kindern oder die Pflege von Angehörigen haben. Bei den Antworten der Befragten fällt besonders der hohe Bedarf nach familienfreundlicheren Arbeitsbedingungen auf: 409 Haushalte gaben hier einen Unterstützungsbedarf an – das sind insgesamt 40 Prozent aller Befragten. Dieses Ergebnis zeigt deutlich, dass es unter den befragten Familien einen hohen Bedarf nach besseren Rahmenbedingungen in der Arbeitswelt und einer familienfreundlichen Unternehmenskultur gibt.

Einen weiteren hohen Bedarf verdeutlichte die Umfrageauswertung bei den Kinderbetreuungsangeboten im Landkreis außerhalb des regulären Angebots: Im Fragebogen wurde nach dem Bedarf an Kitas mit Randzeitbetreuung (also vor 6 Uhr und nach 17 Uhr), sonstigen Kinderbetreuungsangeboten wie z.B. durch geprüfte Babysitter sowie nach Hort- und Ganztagsbetreuung an Schulen in den Randzeiten gefragt. Insgesamt gaben 480 Haushalte an, dass sie einen Bedarf an einem oder mehreren dieser Kinderbetreuungsangebote haben – das ist mit 47 Prozent knapp die Hälfte aller auswertbaren Fragebögen. Von den befragten Haushalten mit Kindern gaben 22 Prozent an, dass sie Kindertagesstätten mit Betreuungsangeboten in den Randzeiten bräuchten. 19 Prozent der Haushalte mit Kindern wünschen sich sonstige Kinderbetreuungsangebote wie z.B. Babysitter. Bei den Hort- und Ganztagsangeboten an Schulen in den Randzeiten lag der Anteil sogar bei 25 Prozent.

Bei einer Einzelbetrachtung der Antworten der Haushalte mit Seniorinnen und Senioren zeigt sich ein besonderer Bedarf nach medizinischen Versorgungsangeboten: Ein Viertel aller befragten Haushalte mit Senioren gab an, dass ihnen derartige Angebote in ihrem Wohnumfeld fehlen. Einen häuslichen Betreuungsdienst, Einkaufsdienst oder eine Haushaltshilfe vermissten 12 Prozent der Seniorenhaushalte. Hingegen ist der Bedarf nach ambulanten Pflegediensten und (teil-)stationären Pflegeinrichtungen im Wohnumfeld eher gering. Allgemein besteht bei den Senioren-Haushalten ein beachtenswerter Bedarf nach mehr sozialen Kontakten und Möglichkeiten des persönlichen Austauschs (22,7 Prozent der Haushalte mit Senioren). Die Seniorenbegegnungsstätten als eine Form des Austauschs vermissten 18 Prozent der befragten Haushalte mit Senioren in ihrem Wohnumfeld, Familienzentren und Mehrgenerationentreffs 17 Prozent. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass ältere Menschen sich eben auch den informellen Austausch wünschten, zu Hause bei einer Tasse Kaffee oder im Laden nebenan – ohne dafür gezielt eine Einrichtung aufsuchen zu müssen.
Im Themenfeld „Informations- und Beratungsangebote“ sollten die verschiedene Angebote der Beratung und Unterstützung in den Blick genommen werden, wie z.B. spezifische Beratungsangebote und Hilfen aber auch allgemeine Anlaufstellen, Informationsmaterialien, Ratgeber oder auch Online-Angebote. Das Erkenntnisinteresse wurde dabei von der zentralen Frage geleitet: Wie bekannt und wie zugänglich sind eigentlich die vielfältigen Angebote im Landkreis?

Es zeigte sich schließlich ein erhöhter Bedarf nach allgemeinen Anlauf-, Informations- und Vermittlungstellen. 307 Haushalte gaben an, dass ihnen dieses Angebot im Umfeld fehlt – das sind 30 Prozent aller befragten Haushalte. Dies bestätigt die vielfach geäußerte Annahme, dass es trotz zahlreicher Broschüren und Wegweiser an einer ausreichenden Information zu der örtlichen Beratungslandschaft und an entsprechenden Vermittlungsstellen im Landkreis mangele.

Im Themenbereich „Wohnumfeld und Lebensqualität“ wurden im Vergleich zu den anderen Themenbereichen mehr Angebote bzw. Rahmenbedingungen ausgewählt, die den befragten Haushalten im Wohnumfeld fehlen und die ihnen für die Lebensqualität wichtig sind.

Am häufigsten (411 mal) nannten die befragten Haushalte „Spiel- und Sportstätten, Grünanlagen“ – das sind 41 Prozent aller befragten Haushalte. An zweiter Stelle rangierten die Angebote des öffentlichen Personennahverkehrs – diese wurden 402 mal ausgewählt; dies entspricht einem Anteil von knapp 40 Prozent. Einkaufmöglichkeiten vermissten 386 Haushalte in ihrem Wohnumfeld (38 Prozent). Bildungs- und Freizeitangebote 300 Haushalte (30 Prozent) und mehr soziale Kontakte bzw. Möglichkeiten zum persönlichen Austausch in ihrem Wohnumfeld wünschten sich 280 Haushalte (28 Prozent).

Der Bedarf an Angeboten des öffentlichen Personennahverkehrs macht sich sehr deutlich an der regionalen Herkunft des Haushaltes fest: Während 56 Prozent der Haushalte, die einer ländlichen Wohngegend zugeordnet wurden, ein solches Angebot vermissten, waren es bei den Haushalten im städtischen Raum 29 Prozent.

Die Ergebnisse der Befragung fließen nun unmittelbar in die Sozialplanung des Landkreises ein. Für das Jahr 2019 wird derzeit ein „Integrierter Fachplan für Familien“ erstellt. Darin werden Strategien und Maßnahmen zur Sicherung und Weiterentwicklung einer bedarfsgerechten Infrastruktur für Familien im Altenburger Land beschrieben. Dieser Fachplan stellt zudem die Grundlage für die Förderung von Projekten im Rahmen des „Landesprogramms solidarisches Zusammenleben der Generationen (LSZ)“