Denkmalpreis für die Restauratoren des denkmalgeschützten Laubenganges im Rittergut Schwanditz

30. September 2014

Landkreis. Zum Tag des offenen Denkmals öffneten im Altenburger Land am 14. September wieder viele Gebäude, die für die Öffentlichkeit sonst gar nicht oder eher selten zugänglich sind. Tausende waren wie schon in den Vorjahren im Landkreis unterwegs, um historische Gebäude zu besichtigen und mit den Denkmaleigentümern ins Gespräch zu kommen. Rund 400 Neugierige kamen zu einer Stippvisite auch ins Landratsamt in der Lindenaustraße 9, denn das Gebäude, 1892 bis 1895 erbaut in Stil der italienischen Hochrenaissace, zählt zu den historisch wertvollsten Gebäuden im Altenburger Land und beeindruckt Einheimische, Touristen und Gäste der Kreisverwaltung immer wieder aufs Neue. Schon zur Tradition geworden, vergab der Landkreis am Vorabend des Denkmaltages den Denkmalpreis.

Als Dank und Anerkennung für hervorragendes bürgerschaftliches und ehrenamtliches Engagement auf dem Gebiet der Denkmalpflege im Landkreis Altenburger Land zeichnete Landrätin Michaele Sojka die Familien Hans und Christa Junghannß sowie Jürgen Junghannß mit Ute Grimm für ihre Initiativen bei der Instandsetzung des denkmalgeschützten Laubenganggebäudes des ehemaligen Rittergutes Schwanditz aus.

Das frühere Kuhstallgebäude des vormaligen Rittergutes Schwanditz weist in seinem Obergeschoss den mit 23 Öffnungen längsten Laubengang des Altenburger Landes auf. Es ist mit 46 Metern eines der längsten Wirtschaftsgebäude auf einem Altenburger Bauernhof, erbaut 1760. Seit 1940 befindet sich das Gut im Besitz der Familie Junghannß, die das Gut und den damaligen Landkreis Schmölln 1953 verlassen musste, da es Johannes Junghannß verweigerte, in die LPG einzutreten. 1990 bekam die Familie, bis dahin der Landwirtschaft treu geblieben, Gut und Land zurück, jedoch in einem desolaten Zustand. Gutachterlich wurde bescheinigt, dass abgesehen von typischen Verschleiß- und Abnutzungserscheinungen allein ein Reparaturstau im Wert von einer viertel Million Mark ausschließlich durch unterlassene Erhaltungsmaßnahmen aufgelaufen war. Unter diesen Gegebenheiten forderte der geplante Aufbau eines Landwirtschaftsbetriebes und die Sanierung der dafür nutzbaren Gebäude schon einen enormen Aufwand für die Familie, so dass zu Beginn der 90er Jahre noch keiner ernsthaft an einen Erhalt des durch Schädlingsbefall, Nässe und durch das Entfernen tragender Konstruktionsteile schwer geschädigten Nebengebäudes glaubte.

Der historischen Wertigkeit des Gebäudes bewusst, begann man 1999 mit ersten Notsicherungen, der statischen Stabilisierung des Gebäudes und später mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit der Restaurierung des Laubenganges. In den Jahren darauf folgten umfangreiche Lehmbauarbeiten, die denkmalgemäße Sanierung der Westfassade und der Giebel. Bis 2013 konnten die wichtigsten Erhaltungsmaßnahmen mit der Dachdeckung abgeschlossen werden.

Im Zuge dieser Sicherungsarbeiten, verbunden mit dem laufenden landwirtschaftlichen Betrieb, dem mittlerweile installierten Hofladen, der revitalisierten Parkanlage mit dem Teich und den Ferienwohnungen, die zum Urlaub auf dem Bauernhof animieren, reifte auch die Idee einer möglichen Nutzung dieses historischen Gebäudes: Mit einem Spielboden, einer kleinen Küche, einem Backhaus im Gewölbe und einem bäuerlich rustikal ausgestatteten Gemeinschaftsraum wurden Möglichkeiten für den Aufenthalt von Schulklassen und Kindergruppen eingerichtet, die hier an Wandertagen oder Schulausflügen Entdeckungen rund um moderne Landwirtschaft im 1000-jährigen Rittergut und den bewirtschafteten Ländereien machen können.

Ein Wissen vermittelnder Streifzug durch einen Teil der Lebensmittelproduktion vor Ort reicht neben Einblicken in die Milch- und Eierproduktion, die Vorstellung verschiedener Getreidearten und deren Ernte, das Dreschen und Mahlen bis hin zum Teig kneten und backen und letztendlich dem gemeinsamen Verzehr des fertigen Brotes und der anderen Produkte.

Die Verknüpfung von Bildung, Landwirtschaft und regionaler Geschichte ist ein Anliegen von Germanistin und Kunsthistorikerin Ute Grimm und dem diplomierten Landtechniker Jürgen Junghannß. Es steht im Mittelpunkt dieses einmaligen Projektes, das ein einzigartiges Angebot für die Schulen in der Region darstellt.